Der verborgene Code
Die Vier Elemente im Tarotspiel der Renaissance
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DIE KUNST DER KOMBINATION
Das 4. Geheimnis
Magie des Zusammensetzens
Das meiste, was uns im beginnenden 21. Jahrhundert umgibt – Gegenstände, Werkstoffe, Häuser, Kommunikations- und Fortbewegungsmittel – ist durch Kombination unzähliger Bestandteile entstanden. Einfache Naturprodukte wie Holz und Stein werden immer seltener, sie sind dabei, Kultstatus zu gewinnen. Vor 500 Jahren war es umgekehrt.
Die edlen Kartons zur Herstellung der ersten Tarotkarten wurde von lizenzierten Papyrern nach speziellen Mischungsverhältnissen von Lumpen, Zellstoff, tierischem Leim und Kreide geschöpft. Das Wissen um die perfekte Mischung unterlag strenger Geheimhaltung. In vielen Bereichen wurde nach alter alchimistischer Lehre gearbeitet. So tüftelte der Alchimist Böttcher zehn Jahre mit dreißig Assistenten, um die richtige Zusammensetzung zur Herstellung des aus China bekannten Porzellans herauszufinden.
Die Kunst der Kombination erreichte neue Höhepunkte, als durch geschicktes Kombinieren passender Grundelemente immer neue, vorher undenkbare Ergebnisse erzielt werden konnten.

Pieter Bruegel der Ältere. Der Alchimist (1558) als Kupferstich von Philipp Galle
(Quelle: Wikimedia)
Auf diesem detailreichen Kupferstich eines Laboratoriums aus dem 16. Jahrhundert sehen wir den Alchimisten am Tisch vor mehreren aufgeschlagenen Büchern. Nicht nur die Ingredienzien verlangten kunstfertige Zusammenführung. Auch bei der Lektüre hatte der Alchimist Informationen aus unterschiedlichsten Quellen mit einander in Verbindung zu bringen, um die nächsten Schritte für sein Experiment zu bestimmen.
Anders als im Mittelalter, wo man sich nach Möglichkeit auf eine einzige vertraute Ansicht stützte, war in der frisch sich entfaltenden Welt der Renaissance nur wenig ‚gebrauchsfertig‘. Alles wollte neu entdeckt und erobert werden. Dabei wurde die Kunst der Kombination sowohl im funktionalen wie im geistigen Sinne zum Sprungbrett für die abenteuerliche Suche nach unbekannten Wegen und Rezepten.
Der alte Begriff der Kombinatatorik beschreibt die Kunst des Zusammenführens von zwei oder mehr Informationen mit dem Ziel, neue Information entstehen zu lassen. Heutzutage ist uns dieser Prozess derart geläufig, daß wir ihm kaum noch Beachtung schenken.
– Durch Kombination von Bildern des rechten und des linken Auges setzt das Gehirn den dreidimensionalen Raumeindruck zusammen, den ein Auge allein nicht liefern könnte.
– Der Astrologe kombiniert Planeten und Häuser – etwa Jupiter im Haus des Löwen – um fördernde und problematische Lebensumstände zu beschreiben.
– In der Musik bewirkt die Kombination von Einzeltönen, ob ein Akkord weich oder scharf klingt, ob eine Melodie als traurig oder fröhlich empfunden wird.
– Die Adepten der Alchimie hofften, durch fortwährende Kombination einfacher Substanzen den heilenden Stein zu erzeugen.

G.W. Leibniz schuf um 1700 das sogenannte binäre System. Lediglich die beiden Ziffern Null und Eins sind nötig, um in immer neuer Kombination jede erdenkliche Zahl abzubilden. Leibniz dachte hierbei an die mannigfaltige Erschaffung der Welt aus dem Chaos (0) durch Gott (1).
Heute erschaffen unsere elektronischen Rechner durch unendliche Kombination nur dieser beiden Ziffern ein weltumspannendes virtuelles Parallel-Universum, das für viele Menschen bereits mehr Bedeutung gewonnen hat, als ihre materielle Gegenwart.
Teilen und Verbinden
Der Ursprung einer philosophische Revolution
Eine der gut gehüteten weil wirksamsten Operationen in der Kunst der Kombination bestand im Teilen und Verbinden. Etwas wird auseinander genommen und auf andere Weise wieder zusammengefügt.
Die Faltung der platonischen Elemente-Sequenz zum Quadrat kam dadurch zustande, daß man die Reihe zunächst in der Mitte teilte, um sie dann statt linear in quadratischer Anordnung zusammenzusetzen. Sie haben bereits lesen können, warum das Resultat dieser Faltung magisch wirkt und derart universelle Anwendungen ermöglicht.
Als jüngstes Beispiel für dieses Verfahren darf die umstrittene Gen-Manipulation gelten. Innerhalb der DNA finden sich einige relativ einfache Bausteine zu Informationspaketen zusammengesetzt, nach denen die Natur komplexe lebendige Organismen baut.
Die Analyse dieser Baustruktur ermöglicht es den Biologen, die genetischen Informationspakete aufzubrechen und durch neue Kombinationen Zell-Eigenschaften zu verändern, gar neue Organismen zu erzeugen.
Das durch Teilen und erneute Kombination Entstandene besitzt in der Regel größeres Potential als das Ausgangsmaterial. Daher heißt es:
DAS GANZE IST MEHR ALS DIE SUMME SEINER TEILE
VIDEO:
Neue Qualität entsteht durch Kombination nach dem alchimistischen Motto
LÖSE & BINDE

Die Versammlung der Philosophen, aus Artis auriferae, Basel 1610

Detail aus der Versammlung der Philosophen:
Das Motto:
Solve & Coagula
(Löse & Binde)
Die Abbildung stellte eine Art Glaubensbekenntnis der Renaissance-Philosophie dar. Die lateinische Parole solve & coagula im Vordergrund des Bildes bedeutet zu deutsch: löse & binde. Sie ist einer der zentralen Verknüpfungspunkte zur zeitgenössischen Alchimie. Das Trennen und Verbinden von Substanzen beschreibt die chemischen Prozesse in den alchimistischen Laboratorien. Dort versuchte man, die Vorhersagen der Philosophie nachzuvollziehen und sichtbar zu machen.
Goethe kleidete es später in Versform:
Willst im Unendlichen du dich finden,
mußt du erst teilen, dann verbinden. (Faust)
Der Philosoph Hegel setzte das Prinzip um beim Verschmelzen des scheinbar Unvereinbaren:
These + Antithese ⇒ Synthese
Die Idee vom ‘Lösen und Binden’ wurde zum Wahrzeichen der revolutionären Kultur der Renaissance. Sie leitete die Arbeit im alchimistischen Laboratorium, inspirierte die Konstruktion von ‘Denkmaschinen’ und ‘sprechenden Apparaten’ – und bildete die Grundlage für den Aufbau des Tarotspiels als ein sich selbst erklärendes Informations-System.
Code und Weltbild
Ich möchte Ihnen kurz vorführen, wie der hermetische Code des magischen Quadrates dem eingeweihten Benutzer nicht nur technische Hinweise, aber auch philosophische Einsicht und sogar eine neue spirituelle Haltung vermitteln konnte.
Die ursprüngliche platonische Schöpfungs-Sequenz beginnt im feinstofflichen Feuerelement und endet in der trägen Materialität der Erde.
Die frühen Theoretiker der Gnosis und die Kirchenväter sahen darin einen Abstieg aus kosmisch inspiriertem, strahlendem Geist in die dunklen Niederungen des Erdenlebens. Die platonische Verdichtungslehre kam ihnen wie eine Einbahnstraße vor, an deren Ende Materie, Körper und die gesamte Natur zum verhaßten Gefängnis wurden, aus dem der göttlich inspirierte Geist befreit werden mußte.
Im gefalteten Quadrat dagegen markieren die die Elemente Feuer und Erde nicht allein Anfangs- und Endpunkt von Entwicklung, sondern sie stehen einander in seinem unteren trockenen, absoluten, unzerstörbaren Bereich als gleichberechtige Partner und gemeinsame Basis der Schöpfung gegenüber.
Daraus bietet sich ein völlig neues Weltbild an: Materie und Geist sind eins. Die Natur ist beseelt. Giordano Bruno, der mutige Wiederbeleber dieses Bewußtseins, setzte der kirchlichen Tradition mit ihrem unnahbaren Schöpfergott das Bild einer in ihrem Innersten göttlich durchstrahlten Natur entgegen. Gott lebt in Allem. Dem wollten die Naturphilosophen der Renaissance sich wieder öffnen.
Giordano Brunos Vorbild, Nikolaus von Kues, hatte bereits ein Jahrhundert zuvor von der ursprünglichen Einheit aller Religionen gesprochen. Auf die gemeinsame göttliche Quelle solle man sich beziehen und nicht die unterschiedlichen Erscheinungsformen zur Ursache von Kriegen machen. Beide waren von den Autoritäten Roms heftig angefeindet worden. Nicolaus schützte seine Kardinalswürde, Giordano wurde als gefährlicher Ketzer verbrannt.
Festzuhalten bleibt: Man brauchte nur wieder zusammensetzen, was vorderhand als geteilt erschien, um größte Diskrepanzen wie die zwischen Heiligem und Irdischen zu überwinden. ⇒ INTRO PHILOSOPHE
Bereits die komplementäre Codierung des magischen Quadrates legte ein neues Denken, einen seinerzeit revolutionären Blick in die Welt nahe. Indem die beseelte Natur den weisen, aber jederzeit auch strafenden Gott der Kirchen überflüssig machte, wurden auch die Machtmittel der Religion obsolet.
Heute kommt vielen die damalige Angst vor Höllenstrafe und Fegefeuer abergläubisch vor. Aber wie steht es mit der sich verstärkenden Sorge, im privaten wie im öffentlichen Raum nicht genügend Geld oder sogar kein Geld mehr zu haben? Hat der Glaube an eine unermeßlich große, unsichtbare, spendende aber auch bedrohliche Gewalt nicht vielleicht nur ‘materielle’ Form angenommen?
Das ›kombinatorische Spiel‹ mit Lösen und Binden der Naturphilosophen des 16. und 17. Jahrhunderts ist bis heute ›das entscheidende Merkmal produktiven Denkens.‹
Auch Albert Einstein war in hohem Maße in der Lage, ›grundverschiedene Perspektiven‹ zu synthetisieren ›mit dem Ziel, scheinbar nicht miteinander zu vereinbarende Sichtweisen in Einklang zu bringen.‹ Am deutlichsten zeigte sich dies in seiner Entdeckung der Formel E = mc2, mit der er die Einheit von Materie und Energie nachweisen konnte, die von den Forschern jahrhundertelang geleugnet worden war, weil sie das Licht als entweder aus Wellen oder Teilchen bestehend definieren wollten. Beides zusammen durfte/konnte in der auf Eindeutigkeit ausgerichtete Wissenschaft nicht gedacht werden. Einstein zeigte den komplementären Doppelcharakter der Lichtes theoretisch und die Quantenphysiker entdeckten dann in ihren Laboratorien, daß das Licht beide Erscheinungsformen annehmen kann. ›Tatsächlich beruhten alle wichtigen Entdeckungen und Beiträge Einsteins auf seiner Fähigkeit, die wechselseitigen Beziehungen zwischen zwei scheinbar nicht miteinander zu vereinbarenden Systemen aufzuzeigen.‹
Zitate aus Robert B. Dilts: Einstein – Geniales Denken und Neurolinguistisches Programmieren, Paderborn 1992
Heute benutzen Naturwissenschaftler wie Kinslow und Bartlett ähnliche Verfahren für ihre spektakuläre Quantenheilung. Ein schmerzender Punkt im Körper wird in der Vorstellung mit einem schmerzfreien Punkt verbunden, die Aufmerksamkeit sucht die ‘Mitte’ zwischen beiden. Das stets verblüffende Ergebnis der Vereinigung der Gegensätze ist ein Eintauchen in die Leere. Kinslow hält es für die tiefste Erfahrung, die ein Mensch überhaupt machen kann. Man berührt (wie im Zen) direkt eine schöpferische Leere, von Kinslow pure awareness, reines Bewußtsein genannt. Es sei unsichtbar und könne nur durch seine Wirkungen (hier: Heilung) erfahren werden. Mittlerweile spricht man nicht von Heilung durch göttliches Vermögen eines Makrokosmos, sondern von Matrix-Energie. Matrix-Power ist ein eingetragenes Warenzeichen.
Die Wahrheitssucher der Renaissance dachten, dass Heilung nur ein Meilenstein war auf dem Weg zur endgültigen Erlösung vom Joch der Wiedergeburten. Damit gaben sie der Mystik eine visionäre, über die Lebenszeit hinausweisende Komponente.
- Schon das Zusammenführen einfacher Worte wie ‚Esel‘ + ‚Brücke‘ läßt eine Vorstellung auftauchen, die über die ursprünglichen Wortbedeutungen hinausgeht.
- Im Kinderrätsel »Was hängt an der Wand und macht Tick-Tack?« verschmelzen ›Wand‘ und ›Tick-Tack‹ zum Lösungswort ›Uhr‹.
- In der indonesischen Wortkombination mata hari bedeutet mata ›Auge‹ und hari ›Tag‹. Was könnte diese poetische Wortschöpfung ›Auge+Tag‹ bedeuten? Zusammengesetzt lässt sich erschließen: das Auge des Tages => die Sonne.
- Im Chinesischen ergibt die Kombination der beiden Schriftzeichen für ‚Gefahr‘ und ‚Gelegenheit‘ das neue Zeichen für ‚Krise‘.
In asiatischen Sprachen ist solches Erzeugen von neuer Bedeutung aus kleinen Bausteinen nach wie vor als Kunst von hoher Subtilität und Präzision spürbar.
Mehr zu diesem spannenden Thema in Buch III Denkmaschinen und Sprechende Apparate der Renaissance
DER TAROT ALS SPRECHENDER APPARAT
Der Tarot ist ein Kind der Denkmaschinen und Sprechenden Apparate der Renaissance. Sie gingen hervor aus der spät-mittelalterliche Technik, durch geschickte Zusammensetzung von Zeichen und Symbolen Sprache zu erzeugen, treffende Aussagen hervorzubringen.

Der erste Entwickler der Maschinensprache war um 1300 der Katalane Ramón Llull. Die jüngsten Erben der seither andauernden Zeichen-Evolution sind unsere elektronischen Rechner – und der am Horizont sich abzeichnende Cyberspace.
Erfahrene Kartenleger sind es gewohnt, mit relativ wenigen Karten eine Vielzahl von Lebenslagen abzubilden. Das Kartenspiel stellt ein geschlossenes Zeichen-Reservoir dar, aus dem je nach Fragestellung einzelne Karten aufgedeckt werden können, um die entsprechenden Sachlagen zu ‘be-zeichnen’, sie dem Fragesteller anschaulich vor Augen zu führen. Diese Auffassung von einer verborgenen Informationsquelle, die sich zu präzise sprechenden Bildern und Worten entfalten läßt, hat eine lange Geschichte.
Das erste Buch Mose stellte an den Beginn der Weltschöpfung ‘das Wort’. (Es werde Licht!) Doch was war vor dem Wort? Der Anfang der Welt wurde von den Kabbalisten des frühen 16. Jahrhunderts als eine Buchstabensuppe bezeichnet, ein chaotisches Durcheinander von Zeichen, die noch nicht zu Worten angeordnet waren. Daher fehlen in der hebräischen Sprache die Vokale, damit je nach den Zuständen und Bewegungen der Welt die Buchstaben zu entsprechend neuen Bedeutungen zusammengesetzt werden können.
Der große Erforscher des kabbalistische Denkens, Gershom Sholem weist auf die Verwandtschaft dieser Weltanschuung mit der Atomtheorie des griechischen Philosophen Demokrit hin:
„Der griechische Begriff stoicheion hat bekanntlich die doppelte Bedeutung von Buchstabe und Element, beziehungsweise Atom. Die verschiedenen Eigenschaften der Dinge müssen nach Demokrit durch die verschiedenen Bewegungen der gleichen (!) Atome erklärt werden. (…) Wenn Aristoteles die kurze Formulierung prägt: ‚Es sind die gleichen Buchstaben, aus denen Tragödie und Komödie kommen’, so spinnt er nicht nur den Gedanken des Demokrit weiter, sondern er bringt das Prinzip zum Ausdruck, das in der kabbalistischen Theorie über die Tora dann wiederkehrt: Die gleichen Buchstaben produzieren in ihren verschiedenen Kombinationen die verschiedenen Aspekte der Welt.“
Gershom Scholem „Zur Kabbala und ihrer Symbolik“ Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft Nr. 13 S.1o1- 105
In einem alten Text, welcher dem Kabbalisten Israel Baal-schem zugeschrieben wird, heißt es: „Erst wenn irgend ein bestimmter Vorgang in der Welt sich ereignet, treten die Buchstaben zu einer Wortverbindung zusammen, in denen dieses Ereignis berichtet wird. ( …) Hätte sich statt dessen ein anderes Ereignis abgespielt, so würden andere Buchstabenkombinationen entstanden sein.“
Kabbalistische Ideen und die entsprechenden Techniken, mit denen man Zeichen zu immer neuen Bedeutungen zusammensetzen konnte, wurden seit dem 14. Jahrhundert von den gebildeten Schichten Europas aufgegriffen und inspirierten einflußreiche Renaissance-Denker wie Ficino und della Mirandola in Italien, Fludd in England, Reuchlin und Agrippa von Nettesheim in Deutschland, und sogar den einstigen Sekretär des Papstes, Nikolaus von Küß.
Daneben bestand in Frankreich eine Tradition der Kombinatorik, die auf den im frühen 13. Jahrhundert lebenden Ramón Llull zurückging. Llull war der erste Europäer, der mit Hilfe drehbarer Scheiben aus Einzelinformation komplexe neue Aussagen zusammensetzte. Der vielleicht berühmteste Querdenker jener Zeit und Bewunderer Llulls, Giordano Bruno, wurde Mitte des 16. Jahrhunderts an den französischen Hof berufen, um den König in die Geheimnisse der Kunst des Kombinierens und der Kunst der Zeichen-Anordnung einzuweihen. Es soll nicht verschwiegen werden, daß all die vorgenannten Denker und Forscher früher oder später Schwierigkeiten mit den kirchlichen Autoritäten bekamen. Das Spiel mit Sprach- und Bild-Codes ging stets einher mit einer nach Erkenntnis und Freiheit strebenden Geisteshaltung, und die war nicht ungefährlich.
Verständlich also, wenn sich die Schöpfer des Tarot de Marseille kabbalistischer Kombinationstechniken bedienten, um aus einem für das unerfahrene Auge verborgenen Reservoir von Zeichen Botschaften zusammenzusetzen, die in der damaligen Zeit als häretisch galten, einen also durchaus in die Folterkeller der Inquisition bringen konnten.
Dennoch mag es erstaunen, daß Vorstellungen wie die von der Entfaltung der Welt aus einer Buchstabensuppe a) überhaupt hervorgebracht, b) jahrhundertelang ernst genommen und tradiert werden. Nun hat aber die Quantenphysik, namentlich durch die Experimente von Feynman, Schrödinger und Bohm zur ähnlichen Aussagen geführt. David Bohm beschrieb die Welt wörtlich als außerweltliches, um nicht zu sagen: göttliches Reservoir ‘eingefalteter’ Möglichkeiten, aus dem heraus Wirklichkeit ‘ent-faltet’ wird.
In alter Zeit sprach man von einem Makrokosmos, in welchem die geheimen Grundlagen des Weltwerdens verwahrt sind, und von einem ihn spiegelnden Mikrokosmos, der aus diesen Grundlagen die wahrnehmbare Realität hervorbringt. Das Trachten der Forscher in Antike und Renaissance galt den Gesetzen des Makrokosmos auf die Spur zu kommen, um die beste Verhaltensweise des Menschen im Mikrokosmos bestimmen zu können.
Wenn wir also hier vom Tarotspiel als einem System codierter Zeichen sprechen, so dürfen wir davon ausgehen, daß die Schöpfer des Systems nichts weniger als die von ihnen angenommenen Ur-Prinzipien des unendlichen Weltwerdens in ein Miniartur-Modell komprimiert haben, das seinerseits als magischer Spiegel dient, um verborgene Wirklichkeit ins Bewußtsein zu entfalten.
Beim Kartenlegen (ähnlich beim Stäbeziehen, Münzenwerfen, Bleigießen, Vogelflug usw.) erscheint im Augenblick der Fragestellung ein Muster aus Zeichen, die gelesen und interpretiert werden können. Sobald die gezogenen Karten wieder in den Stapel zurückgesteckt sind, ist das Deck für eine beliebige neue Kombination bereit, die sich wiederum auf den Fragenden und den Kontext der Frage beziehen wird, wie ein Fenster, das sich einen Moment lang auf einen bestimmten Ausblick öffnet und beim nächsten Mal wieder auf einen ganz anderen. Stets wird dabei die schöpferische Kraft des Makrokosmos Lösungen zum Ausgleich von Schieflagen und Spannungen in unserem mikrokosmischen Alltagsleben bereithalten.
Die Anwendung der dem Tarot zugrunde liegenden Codes ist damit mehr als eine Technik, die Karten zum Sprechen zu bringen. Sie wird zur Initiation in ein Denken, das die Verbundenheit des Einzelnen mit dem Ganzen täglich aufs Neue erlebbar machen möchte. Die Codes führen somit gleichzeitig zum erfolgreichen Kartenlegen wie zum Einstieg in das Lebensgefühl der Philosophie des Lichtes.

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BUNTE WELT DER VERSCHLÜSSELUNG



raffiniert verborgen

Die Kunst der Anordnung

Das Spiel mit Gegensätzen

Information zusammensetzen
Das Geheimnis der Faltung

