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PHILOSOPHIE Teil 5 – Tarot World Project

Die Philosophie des Renaissance Tarot

  Frei  |  Inspiriert  |  Revolutionär
– 5 –

Das neue Weltbild

Zusammenfassung

Die Wiedergeburt der Antike war zugleich das Wiedererwachen einer Freiheitssuche auf allen Gebieten. Die vertrauten Bindungen des Mittelalters waren in Auflösung begriffen oder wurden abgeworfen. Wachsender Individualismus, Beutegier der Mächtigen, Unzuverlässigkeit im eigenen Lager waren bekannte Merkmale jenes Aufbruchs in die Neuzeit. Und parallel dazu verband sich eine lange verschüttete Sehnsucht nach reiner Spiritualität mit magischen Aspekten der Naturphilosophie.

Hier einige der Umstände, die aufeinander trafen und sich vermengten zur christlich-platonischen Naturphilosophie:


– Platonische und naturphilosophische Anregung
– Die Verbindung von Wissenschaft, Alchimie und Magie
– Das Erbe der Mystik

– Das Vermächtnis Christi im Neuen Testament
– Die 4 Elemente in der Philosophie des Lichtes

.

Die vielleicht größte Faszination im sich öffnenden Weltbild der Renaissance erblühte aus dem Bemühen, komplementär, tolerant und skeptisch zu denken und zu fühlen. Dies brachte den Verzicht mit sich, um jeden Preis Meinungen durchzusetzen

Gleichzeitig strebte man nach einem absoluten Wissen, das jedoch erst begriffen werden konnte, wenn anstelle des Wissensdurstes meditative Stille trat – dies selbst wieder ein komplementäres, ja paradox anmutendes Verhältnis.

Alles war mehrfach miteinander verschränkt. Mystische Erfahrung, wissenschaftlicher Ehrgeiz, die Lust am Spiel mit Kombinationen mischten sich in den Experimenten und Zeugnissen der Naturphilosophen und Alchimisten.  

Insgesamt haben wir es bei den Kreisen, aus welchen die Tarot-Schöpfer stammten, mit einem außerordentlich gebildeten kulturellem Underground zu tun, der nicht davor zurückschreckte, die Regeln für Glauben und Macht neu zu formulieren. 

Höhepunkte & Schwierigkeiten

»Die Dinge schaukeln ohne Unterlaß.
Stabilität ist nur eine schwächer gebogene Schaukel.«
Montaigne

 

Einerseits hatten sich die Menschen im Geschaukel zwischen den Extremen einzurichten, zugleich veranschaulicht der Tarot auf seiner dritthöchsten Trumpfkarte XVIIII mit der Sonne hinter der Mauer deutlich das Streben nach dem reinen Licht jenseits der gewöhnlichen Erkenntnis: das Absolute als Zeichen von Meisterschaft. Absolutheit zeichnete sich  im Denken der Renaissance aus durch ein Verlangen nach Klarheit und Makellosigkeit. Das wieder entfaltete sich auf ganz unterschiedliche Weise.  

Die Mystik  fand das Absolute in meditativer Stille und wortlosem Erkennen.  Das Erforschen der Natürlichkeit war nur ein Schritt auf dem Weg zur höchsten Liebe, die über allem Irdischen steht. Den entscheidenden letzten Übergang von der schwankenden Relativität der Denkweisen, Motive und Überzeugungen zum absoluten und ewigen Wissen konnte kein Grübeln, kein Auswendiglernen, sondern nur die Kontemplation (Meditation) bei Ausschaltung des Denkens ermöglichen. Albertus Magnus soll gesagt haben, daß ihm nach dem Durchbruch ins Licht seine vielen Schriften nur noch wie gedroschenes Stroh – leere Hüllen – vorkamen.

 

» Die Kontemplation ragt wie ein Gebirge, hoch auf
über die weltlichen Wissenschaften und alle Philosophie.«
Richard von St. Victor

Auf ganz andere Art zeigte sich der Hang zum Absoluten in der absolutistischen Machtausübung der weltlichen wie geistlichen Potentaten. Hier stand dem besänftigenden Reinheitssinn der Mystiker ein oft fanatisches Beharren auf ‚reinen‘ dogmatischen Positionen bis hin zum Getöse der unbarmherzigen Verfolgung von Abweichlern und Ketzern gegenüber. War Kontemplation der innere Weg einiger weniger, so rissen die Machtkämpfe und ideologischen Säuberungen des öffentlichen Raumes im 16. und 17. Jahrhundert die gesamte europäische Kultur in einen Strudel von Angst und Mißtrauen, der im 30jährigen Krieg seinen schrecklichsten Ausdruck fand.

Dieser Kupferstich von Charles Bouelles skizziert mit beißendem Spott das Forschen und Tauziehen der Wahrheitssucher,
während sich im Hintergrund (rechts oben) die Heere zum Glaubenskrieg formieren. (16. Jahrhundert)

Die Kriege wurden schlechterdings unvermeidlich, war doch der spirituelle Zweig der Naturphilosophie mit bester Intention (!) dabei, das vor tausend Jahren in Rom geschaffene Glaubenskonzept und Erlösungsversprechen von den Wurzeln her auszuhebeln.  

Auch in der früh-christlichen Ethik wird alle von Menschen ausgedachte Religion obsolet, sobald das Leben von der kosmischen Liebe des Makrokosmos gespeist ist. Daraus ergibt sich die enge moralische Bindung der Naturphilosophie an das Wort Jesu beim letzten Abendmahl vor seiner Verhaftung:

„Sobald ihr im Licht der Liebe lebt, sind die
Gesetze und Strafen der weltlichen und religiösen Autoritäten überflüssig.“

Doch Kirche und Staat müssen realistisch denken: Im reinen Licht der Liebe zu leben schafft kaum jemand. Chaos und Gesetzlosigkeit droht überall.

So bemühte sich die organisierte Religion um den Erhalt eben jener unbarmherzigen, durch Vergeltung wirkenden alttestamentarischen Auge-um-Auge-Gerechtigkeit, die Jesus überwinden wollte. Um ihre jeweiligen Ordnungsvorstellungen führten die katholischen und protestantischen Kirchen ihre Kämpfe gegen einander – und alle gemeinsam gegen die Naturphilosophie.

 

Bis zum Tode mußten die Verurteilten das ‘Wahre Kreuz’ der Kirchen hochhalten
Biblioteca esoterica – Edition Dorbon Aîné, 1940

Nach den Worten des Historikers Egon Friedell war man gegen Ende der Renaissance angelangt in einer

 

»starren Eiswelt besinnungsloser Unterwerfung unter Staat und Kirche,
die nur von den unheimlichen Strahlen eines ekstatischen Glaubens erhellt wurde.«
Kulturgeschichte der Neuzeit S.406

 

Wäre Christus in jener fanatisierten Zeit dem Verbrennen auf dem Scheiterhaufen entgangen?

Kollision mit der Macht

Die Zeit der Verbote

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich das schwierige kulturelle Klima vorzustellen, das die naturphilosophisch orientierten Schöpfer des Tarotspiels umgab.

Der ernsthafte Philosoph zwischen den Karikaturen nobel gekleideter Gelehrter und Universitätslehrer mit Eselsohren.

Klage von Heinrich Kunrath,
Herausgeber wegweisender naturphilosophischer Literatur 

Im Jahre 1300 wurde in der italienischen Lombardei eine Nonne, Schwester Manfreda von der katholischen Inquisition als Gegenpäpstin verhaftet und zum Tode verurteilt.  

Geschah es aus Bewunderung für ihren Opfermut, als der Herzog von Mailand die abtrünnige Nonne Manfreda hundertfünfzig Jahre nach deren Flammentod auf den Goldgrund einer Tarotkarte malen lies? Jedenfalls war seine Päpstin ein gelungener Seitenhieb gegen den verachteten Papst, der den Herzog mittlerweile mangels Ressourcen nicht mehr züchtigen konnte.

Die Zustände, die Hoffnungen und Gefahren, die damals die Aufbruchstimmung begleiteten und das Denken der Tarot-Meister mitformten, sind heute, ein halbes Jahrtausend später Geschichte, wie man sagt. 

Die Titelfigur der Trumpfkarte II würde in der heutigen demokratischen Gesellschaft ihre Bücher über Demut und Barmherzigkeit verfassen und als mutige Dissidentin ihre umstrittenen Ansichten in Talkshows diskutieren. In geistigen Belangen ist das moderne Abendland tolerant geworden, und überfüttert.

Zur Überfütterung trugen auch die vielen Neuauflagen von Tarotspielen bei. Da sich niemand mehr auf all die spannenden und notwendigen Hintergründe des OriginalSpiels stützen konnte, zersplitterte mit jedem neuen Tarotsystem das Interesse ihres Publikums in unzählige Richtungen. 

Als Beispiel mag die Trumpfkarte VII mit dem Namen Le Chariot – der Wagen gelten. Der Wagenlenker stammt aus einem Gleichnis Platons zum Problem von Freude und Genuß. Die Karte zeigt, daß es der menschlichen Vernunft nicht gelingt, die Triebe in der Liebe zu zügeln. Dieses zentrale Thema des ganzen Spiels ging in den nachfolgenden Kreationen völlig verloren. Jeder Autor spann seine eigenen Geschichten und Legenden um seine Karten und das Publikum zog begeistert mit.

Waite Tarotkarte

Verwandlungen der Tarotkarte mit dem Wagenlenker:
1. Conver, Marseille  1760,   2. Etteilla, um 1780,   3. Papus um 1880,   4. Waite um  1900,   5. Crowley um 1940

Warum kann keines der modernisierten Spiele unserer Zeit an das alte Wissen der Renaissance-Meister heranführen?

Mit der Verbannung von Papst und Päpstin aus dem Tarotspiel und Ihren Neuschöpfungen des Hohepriesters und der Hohepriesterin wollten sich die beiden wohl erfolgreichsten Kartengestalter des 20. Jahrhunderts, Waite und Crowley von jeder religiösen Sinngebung befreien. 

Waite Tarotkarte
Crowley Tarotkarte

 In der nachstürzenden kunterbunten Flut von Spielen und Interpretationen ist es leichtgefallen, den Tarot neu zu erfinden als esoterisches Puppentheater für Erwachsene, in dem die radikale Botschaft des Originals unlesbar geworden war und auch keine Rolle mehr spielte. 

Wie zufällig wurde der Blick verstellt für eine eigentlich naheliegende Frage:  

Was hat die Menschen in jener Zeit bereit gemacht, sich derartigen Risiken auszusetzen?

Diejenigen, die sich auf den Weg der inneren Alchimie begaben, betraten ein Reich jenseits bloßer Oberflächensanierung. Wer sein ganzes Wesen zum Strahlen bringen wollte, übte sich in ‚Kontemplation‘ (meditativer Versenkung) und suchte die gewonnene innere Klarheit in alle Tätigkeiten des Tages strömen zu lassen. Wie innen, so außen. Wie im Geist, so im Leben. 

Als Langzeit-Effekt der Übung ergab sich ein heiterer Blick in die Welt fast von selbst. Zeitgenössische Quellen berichten von einem wachsenden Gefühl innerer Gelassenheit, das das Ausstrahlen des kosmischen Feuers begleitet. War hier kein Platz mehr für Furcht ?  

» Mit größerer Furcht sprecht ihr mir das Urteil, als ich es vernehme. «

Zitat des italienischen Naturphilosophen Giordano Bruno,
der nach achtjähriger Haft in den Folterkerkern der Inquisition zur Abschreckung öffentlich in Rom verbrannt wurde. (1600)

Die Verwandtschaft der alchimistischen Selbstveredelung mit der christlichen Liebeserfahrung
ist hier ausgedrückt durch ein symmetrisches Kreuz und einem strahlenden Herzen im einengenden Dornenkranz.

Zum Geist durch Methode

Spirituelle Erziehung durch hermetische Techniken

Interessant im Hinblick auf die Entstehung des Tarotspiels ist, daß die in den Karten verschlüsselte Weltanschauung nicht auf der Phantasie und dem guten Willen einiger Geistesakrobaten beruhte, sondern sich Schritt für Schritt herleiten läßt aus einem einzigen Prinzip, das sich (nicht unähnlich dem Spiel von Yin und Yang) in die verschiedensten Anwendungen auffächern läßt:

  1. Aus der hermetischen Kunst der Gegenüberstellung läßt sich ein magisches Quadrat der Vier Elemente bauen. In diesem erscheint eine komplementäre Struktur. Innerhalb der komplementären Struktur entdecken wir, daß ENERGIE und MATERIE im Kosmos nicht verlorengehen, weil sie trockene, das heißt beständige Qualität haben. Das HIER & JETZT zeigt uns die Elemente-Matrix als den Ur-Zustand, an welchen wir zeitlebens gebunden bleiben. Dagegen ist die Sphäre von RAUM & ZEIT, die wir gern für unsere wahre Realität halten, lediglich eine Spielart, eine variable Auffaltung (feucht) des Hier & Jetzt (trocken).
  2. Die von der Alchimie abgeschaute Kunst des Zusammensetzens (ars combinatoriae) lädt uns ein, durch Zusammenführen von einzelnen Komponenten neue, erweiterte Möglichkeiten zu erschließen. (Wand + tik-tak => Uhr; Auge + Tag => Sonne)
  3. Treibt man das Zusammenführen auf die Spitze, indem man stark widersprüchliche bis inkompatible Zutaten kombiniert (Feuer + Wasser) , entsteht ein Zusammenprall der Gegensätze (coincidentia oppositorum), aus dem heraus das überforderte Denken sich mit etwas Glück zu vollkommen neuen Erkenntnissen bis hin zur Erleuchtung öffnet.
  4. Daß ein solcher zunächst ‘technisch’ begonnene Weg in spiritueller Einsicht mündet, haben auch einigen der großen Forscher der Quanten-Physik wie Albert Einstein, Erwin Schrödinger, David Bohm und Wolfgang Pauli erlebt. Die Erkenntnisse der Licht-Physiker und die der Licht-Philosophie ähneln weiten Teilen:

 

“Jeder, der sich ernsthaft mit der Wissenschaft beschäftigt, gelangt zu der Überzeugung, dass sich in den Gesetzmäßigkeiten der Welt ein dem menschlichen ungeheuer überlegener Geist manifestiert, demgegenüber wir mit unseren bescheidenen Kräften demütig zurückstecken müssen.”                Albert Einstein

 

  1. Die Möglichkeit des direkten Zuganges zur geistigen Sphäre läßt die religiösen Doktrinen eher als Umweg denn als Hilfe erscheinen. Das Auftauchen des humanistischen Denkens zu Beginn der Renaissance setzte ein lange Zeit verdrängtes Gefühl von persönlicher Freiheit und Selbstverantwortung frei, das sich der Notwendigkeit kirchlicher Kontrolle nicht länger beugen wollte.
  2. Daraus ergab sich die Praxis der inneren Alchimie, in der technische und spirituelle Methoden vereint der Veredelung der Seele und letztlich der Überwindung der Wiedergeburten dienen.

Textauszug von Meister Wang Zhe über das Ziel geistiger Erziehung und Meditation:
Fünfzehn Punkte zur Begründung einer Schule  

13. Über das Transzendieren der Drei Reiche

Das Reich der Begierde ( 2 ), das Reich der Form ( 3 4 ) und das Reich des Ungeformten (Jenseits, Leere) – dies sind die Drei Reiche. Vergißt der Geist zu denken, transzendierst du das Reich der Begierde. Kann sich der Geist von den Objekten lösen, transzendierst du das Reich der Form. Bist du nicht länger der Leere verhaftet, transzendierst du das Reich des Ungeformten.  Kannst du dich von diesen Drei Reichen lösen, so lebt dein Geist in der Heimat der unsterblichen Weisen, und deine Essenz weilt im Reich der jadegleichen Reinheit.

(aus Die Drei Schätze des Dao, S. 165 – Frankfurt 1996)

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Notizen vom Entdecker 

Um sich die Sprengkraft des christlich-hermetischen Lebensgefühls inmitten der damaligen gesellschaftlichen Zustände zu vergegenwärtigen, müßte man sich eine heutige geistige Erneuerungs-Bewegung vorstellen, die radikal nach Ausgleich auf allen Gebieten verlangt.

Die ersten Christengemeinden hatten sich unbeliebt gemacht, weil sie nicht nur wegen des Liebesgebotes den Kriegsdienst nicht leisteten, sondern auch alle Arbeit ablehnten, die sie für un-ethisch hielten. Zins zu nehmen, war unter Christen jahrhundertelang ein Unding. Noch der große mittelalterliche Dichter Dante kritisierte die Zinsnahme als sittenlose Ausbeutung der Zeit. Doch schon die außerordentliche kulturelle Blüte der Renaissance, ihre opulente Kunst und prachtvollen Paläste waren nicht zu kleinen Stücken durch Wucher und monetäre Erpressung finanziert. Was früher Gott besorgte, macht seither das Geld: Wo es hinfließt, gedeiht alles. Wo der Geldhahn zugedreht wird, beginnt das Verdorren.  

Versetzen Sie sich in die Reihen einer im Entstehen begriffenen Bewegung, für die seelisches Wohlergehen und ethische Verpflichtung nicht länger Privatsache ist, sondern auf grundlegende Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse abzielt: Zinsnahme, gewerbsmäßige Spekulation und un-ethische Arbeit sollen weltweit beenden werden. Wieviele Chancen hätte man? Wieviel Mut, Geschick und Nachdruck würde man brauchen? Würde die Sache nicht irgendwann gefährlich werden?

Im Jahre 1612 veröffentlichte der Drucker Adam Haselmayer ein in ähnliche Richtung gehendes Manuskript der Gründer der Rosenkreuzer Bruderschaft, das zur länderübergreifenden Zusammenarbeit der Naturphilosophen aufrief. Gemeinsam wollte man forschen für spirituelles Wachstum, aber auch für  kostenlose Krankenheilung und sogar für befreite Gebiete sollte gesorgt werden.  Haselmayer wurde zu fünf Jahren auf der Galeere verurteilt.

Könnte man sich eine ähnlich konsequente und entschlossene Bewegung heute vorstellen? Eine Welt ohne Kirchen und Tempel vielleicht noch am ehesten – aber eine Welt ohne Banken ? 

Hoffnung um 1600

Hoffnung 2019

Vom Scheitern der Naturphilosophie in der Renaissance

Die Geschichte der Naturphilosophie, der Vier Elemente und der Hermetik hatte ein halbes Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung als eine geistige Befreiungsbewegung begonnen. Ihre Vertreter galten in allen Epochen bis ins 17. Jahrhundert als enfants terribles und lebten je nach Härtegrad des jeweils herrschenden offiziellen Glaubens in mehr oder weniger großer Unsicherheit, sofern sie sich nicht als gesuchte Lehrer oder Leibärzte unter den Schutz höchster Würdenträger stellen konnten. Doch selbst der europaweit für Aufsehen sorgende Giordano Bruno ist von einem Gönner und Schüler der Inquisition ausgeliefert worden. 

Dennoch fand um 1600 am Hofe von Rudolph II. in Prag vom alchimistischen Experiment bis zur modernsten Sternwarte alles Unterstützung, wovon man andernorts nicht einmal sprechen durfte. Auch in verschiedenen protestantischen Regionen Deutschlands wie der Pfalz erhielten lokale Fürsten ein Klima philosophischer Großzügigkeit aufrecht. Die in jener Zeit auftretende und heftig erörterte Rosenkreuzer-Bewegung forderte offen die militärische Sicherung von Gebieten, in denen das Heilen kostenlos und der Austausch von Wissen ohne Zensur sein sollten.

Nachdem Rudolf gestorben war, berief eine Union der gemäßigten protestantischen Fürsten den freisinnigen Friedrich V. aus der deutschen Pfalz nach Prag. Da Friedrich mit der Tochter des mächtigen englischen Königs vermählt war, hoffte man auf dessen Schutz für das befreite Gebiet. Bald jedoch rückte eine gewaltige Streitmacht aus dem papsttreuen habsburgischen Österreich gegen Böhmen und England griff nicht ein. Die liberale Herrschaft dauerte nur wenige Monate. Nach der Niederwerfung ihres »Winterkönigs« von Prag im Schicksalsjahr 1623 wagte sich die Fürsten-Union nicht mehr vor. 

Der folgende Dreißigjährige Krieg ließ spirituelle und philosophische Fragen für das Gros der Menschen zweitrangig werden. Die Historikerin Frances Yates fasst zusammen: 

 

»Die philosophischen Bewegungen der Renaissance waren in diesen Katastrophen untergegangen, ausgelöscht durch die den Siegern folgende Flut der Hexenjagd.«

 

Zwar entstanden noch kunstvoll aufgemachte und reich illustrierte Werke zur Alchimie und Hermetik. Doch flocht sich unaufhaltsam ein kühl berechnendes Denken ein. Und als wieder Frieden herrschte, versank das naturphilosophische Gedankengut, das so lange die Geister elektrisiert hatte, langsam im modischen Aufklärungsnebel der Neuzeit. So bestätigt jene Entwicklungsetappe den lakonischen Satz Napoleons, dass die Geschichte stets von den Siegern geschrieben wird: Was gestern alle bewegte, wird morgen totgeschwiegen.

Nie wieder in der Geschichte Europas hat eine gewaltfreie geistige Erneuerungsbewegung im gesellschaftspolitischen Sinne Fuß fassen können. Die zeitgenössischen Ansätze konzentrieren sich auf ökonomischen Forderungen und neuerdings den Klimaschutz. Doch diesen materiellen Stoßrichtungen fehlt die spirituelle Dimension, wodurch sie jederzeit anfällig werden für Aufweichung und innere Spaltung.

Die Entstehung des zweiten Bandes
auf dem Internet verfolgen !

Die Codier-Techniken der alten Tarot-Meister, die im 1. Band ARCANUM MINOR ausführlich beschrieben und auf hier im Tarot World Project auszugsweise vorgestellt worden sind, lassen sich nun anwenden auf die Großen Arcana.
Der zweite Band MAGNUM ARCANUM entfaltet erstmals nach 500 Jahren das in den 22 Trumpfkartenkarten verschlüsselte hermetische Geheimwissen.


Begleiten Sie Schritt für Schritt die Wiederentdeckung der

Philosophie des Lichtes
im Original-Tarotspiel der Renaissance.

MAGNUM ARCANUM